Entwicklung Sojaanbau weltweit
Der weltweite Bedarf und damit auch der Anbau von Öl- und Eiweißpflanzen ist seit Jahrzehnten steil angestiegen, und ein Ende dieses Trends ist nicht in Sicht.
Soja hat einen Anteil von über 50% an allen angebauten Ölpflanzen. Der im Verhältnis zu anderen Ölpflanzen niedrige Ölanteil der Sojabohne führt dazu, dass dennoch seit über 10 Jahren Palmöl das meisthergestellte Pflanzenöl ist.
Die weltweiten Sojaernten beliefen sich die letzten Jahre auf ca. 340-350 Mio t. Die USA (36%), Brasilien (36%), Argentinien (19%) sind dabei mit großem Abstand die Haupanbauländer. Daneben gibt es Sojaanbau u.a. auch in Paraguay, Kanada, Bolivien, Uruguay und seit den letzen Jahren auch verstärkt in der EU.
Durch den weltweiten Anstieg des Soja- bzw. Eiweißfuttermittel-Bedarfs und den fast ausschließlich südamerikanischen Export entstanden über die letzten Jahrzehnte bedenkliche Ungleichgewichte. Um dem zu begegnen ist es dringend notwendig Wege zu finden, zumindest teilweise eine europäische Eiweißversorgung aufzubauen.
Entwicklung der Mengenströme weltweit
Die größten Soja-Anbauländer der EU sind Italien, Serbien, Frankreich, Rumänien, Österreich! und Ungarn. Mit den ca. 2,5 Mio t in der EU geernteten Sojabohnen können wir gerade einmal 7% des EU-weiten Bedarfes decken, die restlichen ca. 33 Mio t müssen importiert werden.
Betrachtet man die Entwicklung des Sojabedarfes in aufstrebenden Ländern wie China (bis ca. 1990 nahezu kein Import, 2018 die 3-fache Menge des EU-Verbrauchs, oder anders gesagt mit ca. 90 Mio t ca ein Viertel des weltweiten Sojaanbaus) kann diese massive Importabhängigkeit von Europa auf Dauer durchaus problematisch werden.
Aus der Grafik der Mengenströme kann man sehr gut erkennen, dass der größte Anteil der Sojaexporte aus südamerikanischen Ländern kommt. Dort wird nahezu die gesamte Produktionssteigerung von Soja seit Jahrzehnten durch Rodung des Amazonas erreicht!
Die USA als weltgrößter Anbauer von Sojabohnen hat eine sehr starke Veredelung im eigenen Land, somit spielen sie bei den Sojaexportnationen keine so große Rolle.
Auf der anderen Seite stehen die Länder mit extrem hoher Abhängigkeit von Futterimporten – ein sehr gutes Beispiel dafür ist Deutschland.
In dieser Grafik sieht man, dass Deutschland hinsichtlich Eiweißfutter zu ca. 2/3 von Importen abhängig ist, beim Soja sogar zu nahezu 100%.
Sojaanbau – Anbaufläche von GV (gentechnisch veränderter) Soja – Weltweit
Verstärkend zur Problematik des stetig steigenden Sojabedarfes in China kommt hinzu, dass der steigende Bedarf an GVO-freien Sojabohnen in Europa einem tendenziell fallenden Angebot gegenübersteht.
GVO-freie Sojabohnen aus Brasilien für Europa
Selbst in Brasilien, einem der Länder mit der größten GVO-freien Anbaufläche für Sojabohnen, liegt der Anteil nur noch bei 10% – Tendenz fallend.
Durch Kontamination mit GVO-Soja und dem Export in andere Regionen, bleiben von den brasilianischen GVO-freien Sojabohnen nur noch ca. die übrig.
So stellt sich insgesamt die Frage, wie lange wir den immer stärker werdenden Wunsch nach gentechnikfrei erzeugten Lebensmitteln noch erfüllen können!?
Diese ungleiche Verteilung des Sojaanbaus gegenüber dem Verbrauch hat auch eine ganze Menge Folgen für die Gesellschaft und die Umwelt.
Sehr befremdlich ist zum Beispiel, dass Brasilien, als eines der größten Agrarerzeuger- und Sojaanbauländer gleichzeitig die meisten hungernden Menschen beheimatet. Darüber hinaus wird seit den 1970er Jahren konsequent tropischer Regenwald (Amazonas) wegen Sojaanbau für Europa und Asien gerodet!
Interessanterweise wird meistens nur von Regenwaldabholzung für Palmöl gesprochen, die Thematik mit Import-Soja ist in den Medien eher selten zu finden. Über die etwas zweifelhaften Umweltstandards, unter denen in Südamerika Sojaanbau betrieben wird, sollte sich jeder, der sich mit diesem Thema beschäftigt, einmal auseinandergesetzt und informiert haben. (Siehe u.a. unter „Grüne“ Gentechnik, Glyphosat).
Wenn wir nicht so schnell wie möglich unsere Eigenversorgung mit Soja steigern, haben wir langfristig nur noch die Wahl zwischen einem Umstieg zurück auf GVO-Soja oder nahezu unbezahlbare wirklich gentechnikfrei hergestellte Lebensmittel.
Der einzige Weg letzterem zu begegnen ist, den eigenen Bedarf so weit wie möglich mit heimischen Eiweißfuttermitteln decken! Um dem Ideal – einer vollständigen Eigenversorgung – näher zu kommen sehe ich einen 4-teiligen Lösungsansatz:
- Reduzierung des Fleischkonsums in den westlichen Nationen
- Die Reduzierung des Proteineinsatzes durch weniger intensive Tierfütterung
- Den heimischen Anbau und die Verarbeitung von Sojabohnen stärken
- Den Ersatz von Sojaschrot durch andere heimische Eiweißträger wie Rapsschrot, Rapspresskuchen, Sonnenblumenschrot, …