Das Thema Gentechnik, und speziell auch Glyphosateinsatz wird in den Medien sehr kontrovers diskutiert. Die oft durch Lobbyisten beeinflusste Darstellung der Situation macht es für Fachfremde oft schwierig den Wahrheitsgehalt zu erkennen.
Stand heute gibt es im verbreiteten Einsatz maßgeblich zwei verschiedene Arten von genetischen Veränderungen. Die eine (speziell beim Soja relevante) ist „Roundup-Ready-Technologie“ und bedeutet eine Resistenz gegen das Totalherbizid Roundup (Hauptwirkstoff Glyphosat). Die andere nennt sich „Bt-Technologie“ und bedeutet, dass die Kulturpflanzen Insektizide (sog. Bt-Toxine) erzeugen, um Schadinsekten zu töten. Diese ist unter anderem bei Mais und Baumwolle im Einsatz.
Generell bin ich der Meinung, wenn man Pflanzen nicht auf herkömmlichem Wege – der Kreuzung – züchtet, sondern direkt in den genetischen Code eingreift, wäre ein zweifelsfreier Nachweis der Unbedenklichkeit wünschenswert. Sich darauf zu berufen, dass gentechnisch veränderte Pflanzen „substantiell äquivalent“ zu herkömmlich gezüchteten Pflanzen seien (was von den Zulassungsbehörden als ausreichend erachtet wird), finde ich mutig bis übermütig.
Speziell beim Einsatz der „Roundup-Ready-Technologie“ sehe ich mehrere maßgebliche Punkte, die man kritisch hinterfragen sollte:
- Kann man zweifelsfrei sicherstellen, dass das Endprodukt einer GMO-Pflanze, in unserem Falle z.B. die geerntete Sojabohne, wirklich absolut identisch ist zu einer herkömmlich erzeugten Sojabohne? Oder enthält sie Proteinstrukturen oder andere Inhaltsstoffe, die unser Körper vielleicht nicht kennt?
- Ist es wirklich erforderlich, dass man mehrmals jährlich mit einem Totalherbizid – eine alle Pflanzen (außer „Roundup-Ready“-Pflanzen und resistente Unkräuter) vernichtende Substanz – die Felder besprüht? Kann dies nicht auch negative Einflüsse auf die Bodengesundheit haben? Inwieweit kann sichergestellt werden, dass Rückstände nicht in der Nahrungskette ankommen? Wieso war es nötig die Glyphosatgrenzwerte einiger Saaten vor kurzem massiv anzuheben.
In den Häusern neben GV-Sojafeldern, die durch Flugzeuge mit Totalherbiziden besprüht werden, kommt es bei Kindern vermehrt zu Missbildungen; Muttertiere, die mit glyphosathaltigem Futter versorgt werden, bringen missgebildete Jungtiere zur Welt. Ist es legitim diese Zusammenhänge ohne wissenschaftliche Untersuchungen durch Studien in Abrede zu stellen? (Gift im Essen – Missbildungen durch Glyphosat – ARD Fakt).
Wie sieht es mit Rückständen von Glyphosat in unseren Lebensmitteln aus? (Aktuelle Medienberichte zu Glyphosat).
Gerade zu Rückständen von Glyphosat gibt es einige beunruhigende Studien. Kann es hingenommen werden, dass Glyphosat bereits im menschlichen Urin nachgewiesen werden kann? (Deutschland: Glyphosat in menschlichem Urin).
Wie sieht es hier mit dem Verursacherprinzip aus? Ist es für die Agrarchemiekonzerne möglich, die übliche Rechtslage umzudrehen? - Die Zunahme an Resistenten Unkräutern gegen Glyphosat und eine bislang unbekannte Raupenplage in Südamerika führen zunehmend zu Ertragsaufällen. So kann es sicher nicht zu einem – wie von der Gentechniklobby versprochen – niedrigeren Bedarf an Pflanzenschutzmitteln kommen.
Hinsichtlich der „Bt-Technologie“ sieht die Lage nicht viel besser aus, auch hier gibt es viele offene Fragen:
- Als einer der ersten Anwender von Bt-Mais hat Gottfried Glöckner eine Reihe von Erfahrungen gemacht, die man wohl seinem schlimmsten Feind nicht wünscht: Die Risiken der Gentechnik (Gegen den Strom mit Michael Vogt)
- Auch weit bekannte Erfahrungen von indischen Bauern mit Bt-Baumwolle (erhöhte Anbaukosten, höherer Spritzmittelbedarf, niedrigere Erträge und Preise, Armutsfalle und schließlich Selbstmord des Betriebsführers, um das Familienanwesen zu „entschulden“) werden von den Agrarkonzernen geflissentlich ignoriert.
Die Liste der vorgenannten Kritikpunkte zeigt sehr deutlich, dass die Versprechen der Gentechnik und Agrarchemiekonzerne nicht eingelöst werden. Schließlich ist es ohnehin in Frage zu stellen, ob es der richtige Weg ist, ein chemisches/gentechnisches Wettrüsten gegen die Natur (Unkräuter, Schadinsekten, …) zu veranstalten.